Zwei Dernièren und eine Matinee

Zwei Dernièren und eine Matinee

Das ist die Bilanz dieses Wochenendes: sechs Stunden Kultur im Theater Hof. Das ist viel, ja – aber leider war es nicht zu vermeiden, da zwei Stücke, die wir im Rahmen unseres Wahlabos sehen wollten, in dieser Saison zum letzten Mal gespielt wurden. Und die hätten – obwohl beides mal Musiktheater – nicht unterschiedlicher sein können. Zudem wollten wir auch noch mal die besondere Atmosphäre in Kampschultes KulturKantine am Theater Hof genießen, wo immer am letzten Sonntagmorgen vor der nächsten Premiere in das neue Stück eingeführt wird.

Der Freitagabend gehörte der Oper „Das Traumspiel“ – eine zeitgenössische Oper des noch lebenden Komponisten Aribert Reimann, die das gleichnamige Schauspiel von August Strindberg vertont. Ich muss zugeben, das war der anstrengendste Theaterabend, den ich je erlebt habe. Freundlich umschrieben würde ich die Oper als spröde bezeichnen. Handfester ausgedrückt ist sie nervig und manchmal unfreiwillig komisch. Nervig, weil es nicht eine Stelle in der Musik gibt, bei der man sich wohlfühlen könnte. Keine emotional anrührenden Melodien, keine Harmonien, in denen man sich mal wohlig einrichten könnte – nichts dergleichen. Unfreiwillig komisch wirkte das Stück auf mich deshalb, weil mich die Musik öfter an satirische Beiträge erinnerte, mit denen Kabarettisten übertriebene Ausprägungen der ernsten Musik aufs Korn nehmen (ich sage nur Hape Kerkeling und „Hurz“). Mir taten die Sängerinnen und Sänger und die Hofer Symphoniker leid, die das zweistündige Werk mit Bravour gemeistert haben, das mit Sicherheit unheimlich anstrengend für alle Beteiligten war. Allerdings wundert mich auch nicht, dass Theater Hof erst das dritte (!) Theater nach der Uraufführung im Jahr 1965 ist, das „Das Traumspiel“ gespielt hat (was ihm sehr hoch anzurechnen ist).

Der Abend gestern dagegen war ein einziger Genuss – von der ersten bis zur letzten Minute. Wir haben die Abschlussvorstellung des Balletts „Romeo und Julia“ nach der Musik von Sergej Prokofjew gesehen. Nicht nur, dass es wunderschöne Musik ist, die die Hofer Symphoniker phantastisch interpretiert haben – es war auch eine sehr gelungene Choreografie mit einer hingebungsvoll tanzenden Ballettcompagnie, die zu Recht am Ende mit rhythmischem Applaus belohnt wurde. Obwohl ich keine Ballettfreundin bin, hat mich die Aufführung wirklich gefesselt und emotional sehr berührt. Und genau das stelle ich mir unter einem gelungenen Theaterabend vor.

Heute um 11:00 Uhr dann haben wir uns in die Interpretation des Hofer Theaters der Shakespeare-Komödie „Wie es Euch gefällt“ einführen lassen, die am kommenden Samstag Premiere feiert. Diese Premieren-Matineen sind immer sehr aufschlussreich. Auch diese machte Lust auf einen Besuch des Stückes. Und die Atmosphäre von Kampschultes KulturKantine trägt dazu auch bei. Sie wird von Schauspieler Peter Kampschulte betrieben, der im positiven Sinne umtriebig ist, auch das Kafé Kampschulte in der Karolinenstraße führt (wo ich offen gestanden noch nie war, das aber viele Fans hat) und sich auch außerhalb des Theaters für Hof engagiert – beispielweise als Mitwirkender beim Schlappentag.

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