Nachbarschaftspflege

Nachbarschaftspflege

Mein schlechtes Gewissen hielt sich ehrlich gesagt etwas in Grenzen angesichts der Tatsache, dass ich heute lieber Nachbarschaftspflege betrieben habe als zur Chorprobe zu gehen. Aber den Vortrag „Der Hofer Wärschtlamo im Wandel der Zeit“ von meinem Lieblings-Wärschtlamo und Nachbarn Marcus wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen.

Auch wenn es hier auf dem Foto so wirkt (habe ich nur so eben aus der hintersten Reihe geschossen): Im Dunkeln hat uns Marcus nicht gelassen, was die Geschichte, das Handwerk und den Tagesablauf eines Hofer Wärschtlamos angeht – im Gegenteil: Es war sehr viel Erhellendes und Amüsantes dabei. In den 14 Jahren, die er schon Wärschtlamo ist, hat er ja auch bestimmt nahezu alles erlebt.

Manches wusste ich zwar schon, weil wir ja des Öfteren mal einen Nachbarschaftsplausch halten und Marcus mir viele Fragen zu seiner Tätigkeit geduldig beantwortet hat, vieles war aber auch für mich neu. Und er hat das heute Abend richtig super gemacht.

Es war eine tolle Mischung aus historischen Fakten (was wohl nicht so einfach war zu recherchieren), wie die Wurstsorten hergestellt werden, die in seinem Kessel landen, warum sie nicht in Wasser, sondern in einem Sud gewärmt werden, woran man ein handwerklich gut gemachtes Brötchen (also Laabla) erkennt, wie der Kessel auf Temperatur kommt und wie sie gehalten wird, warum nur gute Holzkohle verwendet werden sollte (an deren abgegebener Hitze ich mir die Finger wärme, wenn ich mich mit Marcus bei dem Wetter unterhalte) etc., und natürlich hatte er auch so manches Anekdötchen zu erzählen. Sein knapp einstündiger Vortrag hätte mehr als die rund 30 Zuhörer verdient gehabt – und Wärschtla gabs hinterher natürlich auch noch (für mich wie immer mit viel Senf). Und vielleicht muss ich doch den Bäcker wechseln, wenn ich die ganze Handwerkskunst genießen will …

 

 

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