Grenzgänge
Ich wohne sehr gerne im Grenzbereich zweier Länder. Das war schon zu Aachener Zeiten mit der Nähe zu Holland und Belgien so. Frankreich rückte von Saarbrücken aus ein ganzes Stück näher. Und jetzt ist es vor allem Tschechien.
Vor allem deshalb, weil sich auch die Fahrt in die näher gelegenen ostdeutschen Städte von Hof aus noch immer ein bisschen wie ein Grenzgang anfühlt. Dazu lebten wir in NRW einfach zu weit weg und ohne wirkliche Verbindung in den Osten Deutschlands. Das können wir jetzt alles nachholen, und das ist wirklich schön.
Erlebnisreich und mit dem Flair des „Neuen“ versehen sind natürlich aber die Ausflüge nach Tschechien (oder wie es in Hof oft noch heißt: in die Tschechei – was ich aber überhaupt nicht mag). Und eines fasziniert mich, wie auch in früheren Jahren, immer noch. Und zwar, wie schnell sich das „Gesicht“ des Landes verändert, kaum dass man die Grenze überschritten hat. Straßenbeschilderung, Baustil, Einzelhandelsstruktur und Gastronomie – alles ist schlagartig anders. In Tschechien werden – wie früher bei holländischen Gulden, belgischen und französischen Francs – auch noch die Umrechnungskünste verlangt. „Wieviel ist das jetzt in Euro?“ So stehe ich immer wieder vor den Preisschildern in tschechischen Kronen, um des Öfteren erstaunt zu sein, um wieviel günstiger es dort für deutsche Besucher ist.
Natürlich nutzen auch wir aus, dass Benzin viel preiswerter ist als bei uns (in Holland war es früher immer Diesel). Günstige Zigaretten wie auch billigerer Alkohol oder Kaffee sind für uns nicht so interessant. Es lohnt aber mal, sich – so wie wir heute – in einen der grenznahen Travel Free Shops auf tschechischer Seite zu begeben. Es ist unfassbar, was da vor allem an Zigaretten und Kaffee von Deutschen gekauft wird (obwohl das in Holland früher auch so war).
In Karlsbad, das heute unser Ziel war, ist von einem niedrigeren Preisniveau aber nicht viel zu spüren. Als touristischer Hotspot haben das die Geschäfte und die Gastronomie auch nicht wirklich nötig. Ich wusste es nicht, aber es reiht sich bei den Geschäften dort ein klangvoller Name aus dem Mode- und Schmuckbereich an den anderen. Was ich dort schön fand, war, dass sich viele – aus den typischen Kur-Tassen Heilwasser trinkend – durch die Straßen bewegen.
Von Trinkkuren haben wir aber Abstand genommen. Viel zu gesund! Da Karlsbad auch ein wenig an Wien erinnert, haben wir das lieber zum Anlass für einen Kaffeehausbesuch genommen – und uns damit schon frühzeitig eingestimmt auf unser Wien-Wochenende in drei Wochen. Dem Palatschinken konnte ich nicht widerstehen.
Dem Kauf einer der berühmten Kur-Tassen letztendlich auch nicht und mich für eine Reminiszenz an den Namensgeber von Karlsbad entschieden – Karl IV. Ist sie nicht schön?
Ob ich daraus trinken werde? Wahrscheinlich nicht, aber es ist eine schöne Erinnerung an Karlsbad.